Köln-Schuld-Frechen 2010 – Oder: Das Spreu und Weizen Prinzip

6 04 2010

Ein Bericht von dem Nachwuchsfahrer der STURMVÖGEL BONN, Felix Kaldenbach, den wir seit Anfang des Jahres betreuen.

Köln-Schuld-Frechen 2010 – Oder: Das Spreu und Weizen Prinzip

Bilder: Matthäus Staniek

Am Sonntag, 28.3.2010, 11:25, war es endlich so weit: Nach einem ganzen Winter voller Training, Leiden und Warten fiel der Startschuss für den großen Frühjahrsklassiker der Amateure, Köln-Schuld-Frechen in der 59. Auflage. Hier kommt mein Rennbericht:
Angefangen hatte die Saison für mich eine Woche zuvor in Rhede. Im letzen Jahr aus der C-Klasse aufgestiegen, gings hier erstmals mit den A/B/KT-Gestörten auf die Piste. Sofort war klar: es weht hier oben ein anderer Wind. Permanent 50 auf den Geraden, 30 in den Kurven. 45 Runden Dreiecks-Kurs, das macht 135 mal von 30 auf 50 beschleunigen. Also 135 mal 20 km/h beschleunigen. Um das mal konsequent zu Ende zu multiplizieren, entspricht das einer einzelnen Beschleunigung von 0 auf 2700 km/h. Weil das aber physikalisch ein wenig unkorrekt ist: Es hat sich zumindest so angefühlt. Im Ergebnis bin ich dann im Hauptfeld ins Ziel gerollt.
In Frechen waren in meinem Rennen dann „nur“ Fahrer der Klassen B und C am Start. Die A- und KT-Fahrer veranstalteten ihre eigene Freakshow in einem Rennen, das mit rund 200 km nochmal rund 50 km länger ist als unsere Runde durch die Eifel. Kurz nach dem Start hab ich mir dann dennoch sofort den ersten Bock erlaubt: Wollte besonders clever sein und falschrum um einen Kreisverkehr abkürzen, als ich feststellen musste, dass hinter dem Kreisverkehr eine gigantische Leitplanke die Refusion mit dem Peleton über einige Kilometer verhinderte. Wahrscheinlich gibt es von solchen Stellen genau 3 in der gesamten Bundesrepublik. Ausgerechnet hier war eine davon. Nachdem ich dann über die Leitplanke geklettert war, durfte ich in der anschließenden Refusion mit dem Peleton von hinten schonmal ordentlich meine maximale Sauerstoffkapazität ausschöpfen. Sehr gelungen… Es folgten dann eigentlich sehr entspannte 60 km bis zum gefürchteten „Weißen Stein“, Bergwertung. Dort begrüßte uns frischer Landregen. Schon im Rennen, als wir am Weißen Stein allmählich den Puls hochtreiben, kommt mir der Gedanke an die Spreu und an den Weizen. Und wie mir schon nach so wenigen und lockeren Rennkilometern die Beine langsam zumachen, kommt mir auch die Ahnung, heute doch eher Spreu zu sein… Wie ungeheuer passend die Spreu und Weizen- Metapher im Radsport eigentlich ist, ist mir dann allerdings erst im Nachhinein wirklich klar geworden: Der Hinweg in die Eifel, das war das Einfahren der Ernte. Nur die leichteste Spreu ist da schon vom Hänger geblasen worden. Der „Weiße Stein“, das ist das Ausschütten der Ernte, ganzer Haufen Spreu geht flöhten. Und im Folgenden, in den Wellen hinab zurück in die Börde, da wird wieder und wieder Weizen und Spreu in die Luft geworfen. Und der Wind, bzw. die verfluchte Windkante, trennen beides auf. Wenn die Spreu ihre letzten Körner gelassen hat, geht sie fliegen. Sieger und Versager, bäm! Nachdem ich auf dem Heimweg an diversen Windkanten immer wieder deutlich zu spüren bekam, Spreu zu sein, packte mich etwa 20 km vor dem Ziel eine Böh und Riss mich in den Wind. Als 59. Bin ich mit ein paar anderen Verlierern ins Ziel gerollt.
Aber es hat Bock gemacht! Verlierer hin, Verlierer her. KSF ist ein richtig dickes Rennen. Mein zehntes Radrennen überhaupt, es hat richtig Laune gemacht. Das Feeling, wie bei der Tour, großes Kino. Die Strecke, die Eifel, die Motoräder, die Verpflegung, Weizen und Spreu und auch das Wetter, absolut geil!
Außerdem: Tags zuvor hatte einer zum Radrennfahren in Korsika gesagt: „Es gibt Tage, da bist du der Hammer und andere, da bist du der Nagel. Heute war ich der Nagel“. Und wer das gesagt hat: Kein anderer als Großmeister Lance. Na also, die Hoffnung stirbt zuletzt.

BILDER FOLGEN….!!!!

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